Die Blase der Mehrbesseren


    Die Stimme der KMU und der Wirtschaft


    (Bild: zVg) Henrique Schneider

    Elternteil oder Betreuungsperson. Das sollte man statt Papi und Mami sagen. So will es die Elternberatung Zürich. Sind das Spinner? Ja! Aber das ist nicht das Problem.

    Spinner wird es immer geben. Hoffentlich auch! Und sie sollen auch die unbedingte Freiheit haben, ihre Spinnereien zu verbreiten. Das Problem entsteht: Wenn die Spinner den Staat für ihre Zwecke missbrauchen. Wenn Steuerzahler die Spinner finanzieren. Wenn andere Leute nicht ebenso sagen können, dass die Spinner eben Spinner sind.

    Leider haben wir es hier nicht mit irgendwelchen Spinnern zu tun. Die Autoren der Zürcher Empfehlung zur familiären Kälte sind die Mehrbesseren. Das sind die Intellektuellen und Staatsangestellten, die weitab der Realität der meisten Leute leben. Sie halten sich für besser als die anderen. Sie verabscheuen sogar das Leben der normalen Leute. Sie tänzeln stattdessen in ihrer Blase herum und meinen, uns vorgeben zu können, gleich zu werden.

    Diese Leute sind gefährlich. Sie sitzen nämlich an den Hebeln des Staates und haben keine Hemmungen, Steuergelder und staatliche Institutionen für ihre Lüsteleien zu missbrauchen. Hier einige Beispiele:

    Erstes Beispiel: Das Bundesamt für Landwirtschaft hat eine Ernährungsstrategie lanciert. Darin ist vorgesehen, den Fleischkonsum in der Schweiz zu reduzieren. Die Mehrbesseren wollen uns also vorgeben, was auf den Teller kommt. Sie begründen es natürlich mit dem Klimawandel. Doch ihre Tofu-Galetten und Reiswaffeln sind genauso CO2-Emittenten wie unser Chlöpfer. Den Mehrbesseren geht es nur darum, uns ihren Lebensstil aufzuzwängen.

    Zweites Beispiel: In einem seltenen Anflug von Intelligenz hat der Nationalrat dem Ausbau der A1 auf sechs Spuren zugestimmt. Die Mehrbesseren haben getobt. In zahlreichen Interviews haben sie ihren Medien erklärt: Mehr Spuren führen zu mehr Stau. Das ist natürlich ein Superspinner-Argument.

    Ob es wirklich zum Ausbau kommt, lässt sich nicht sagen. Denn auch der Ständerat muss die Vorlage beraten. Die Mehrbesseren werden alles unternehmen, um den von ihnen verabscheuten motorisierten Verkehr einzuschränken und den Ausbau der A1 auf sechs Spuren zu bekämpfen. Der Ständerat hört sehr häufig den Mehrbesseren zu. Leider steht selten einer auf und sagt, was sie wirklich sind: Spinner.

    Drittes Beispiel: Die Schweiz hat eine Antirassismuskommission. Schon das ist unglaublich. Was macht diese Kommission? Sie empfiehlt dem Bundesrat und der Öffentlichkeit, sich mehr ihren Hirngespinsten zu zuwenden. Diese sind zum Beispiel Struktureller Rassismus, Ungleichheit und Eurozentrismus.

    Das sind typische Fixationen der Mehrbesseren, aber keine echten Probleme in der Schweiz. Ein Land mit vier Sprachen und praktisch unendlichen Möglichkeiten hat keinen strukturellen Rassismus, was auch immer das sein könnte. Ungleichheit ist keine Rassismus-Dimension, sondern eine ökonomische Frage. Und ja, liebe Spinner, die Schweiz ist in Europa. Wir schauen auf die Welt aus unserer Perspektive. Und das ist gut so.

    Und damit sind wir schon bei der Lösung des Problems. Wir dürfen nicht weiter dulden, dass die Spinner das Sagen haben. Jeder einzelne von uns ist aufgerufen, mutig zu sein und zu kämpfen. Jeder muss stetig die Mehrbesseren als das entlarven, was sie sind: Intolerante Spinner. Man darf sich nicht scheuen, immer wenn die Mehrbesseren auftreten, ihnen entschieden zu widersprechen und ihren Unsinn abzutischen.

    Ebenso wichtig ist es, den Marsch der mehrbesseren Spinner durch die Staatsinstitutionen zu stoppen. Das bedeutet im Klartext, bei jeder Verwaltungshandlung kritisch zu hinterfragen, ob es nicht doch der Wille des Beämtchen ist, der hier umgesetzt wird. Und wenn es so ist, gilt es, sofort zu reklamieren. Auch im Klartext bedeutet dies, bürgerlich zu wählen und von den gewählten zu verlangen, dass sie gegen die Mehrbesseren, die den Staat missbrauchen kämpfen.

    Es gilt, die Blase der Mehrbesseren platzen zu lassen. Damit wir normal leben können.


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    Zur Person:
    Henrique Schneider ist Verleger der «Umwelt Zeitung». Der ausgebildete Ökonom befasst sich mit Umwelt und Energie aber auch mit Wirtschafts- und internationaler Politik.

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