In die Zukunft investieren

    Photovoltaik: Technik bereit und rentabel, aber…

    (Bild: zVg) Roland Brack

    Photovoltaik  ist eine tolle Technik! Vor allem dann, wenn  Sie den Strom, den Sie produzieren, gerade wieder selbst verbrauchen können, ohne ihn anderswohin transportieren zu müssen. Das ist sogar ohne Förderbeiträge hochrentabel, standardisiert und mittlerweile so günstig, dass sich die Investition auf jeden Fall rechnet. Dadurch, dass heutige Solarzellen-Panels so günstig sind, lässt sich mit genügend Fläche auch dann ausreichend Strom für den Haushalt und insbesondere zum Aufladen eines Elektrofahrzeugs produzieren, falls die Ausrichtung nicht optimal ist. Die Montage ist vergleichsweise einfach, die Panels lassen sich im Baukastensystem zusammenstecken.

    Anhand der eigenen PV-Anlage, die ich dieses Jahr selbst installiert habe, freut es mich sehr zu sehen, dass die Technik heute so weit fortgeschritten ist und die Eigenproduktion erneuerbarer Energie gefördert wird. Das war nicht immer so. Viele der Ausschlusskriterien, die Photovoltaik früher beinah verunmöglicht haben, sind heute ausser Kraft gesetzt. Vor fast dreissig Jahren, ich war damals in meiner Lehre und entwickelte mit Kollegen ein Motorrad mit Sonnenenergie-Antrieb fürs Solarmobilrennen «Tour de Sol», hatte mein Nachbar schon eine Photovoltaik-Anlage. Damals war die Montage aufwändig, die Anschaffung satte zehn Mal so teuer wie heute!

    Wie erwähnt hat sich die Technik enorm weiterentwickelt seit damals, aber etwas anderes scheint sich nicht vorwärts zu bewegen. Denn wenn Sie heute konkret versuchen, eine Photovoltaikanlage einzurichten, erkennen Sie schnell, dass es immer noch Hindernisse gibt, die Ihnen im Weg stehen. So benötigt eine Anlage unter gewissen Umständen eine Baubewilligung, unter gewissen Umständen nicht. Um zu beweisen, dass Sie kein Baugesuch einzureichen brauchen, müssen Sie bei der Planung und bei der Herleitung einen Aufwand betreiben, der beinah dem Auf-wand eines Baugesuchs selbst entspricht. Und egal wie klein Ihre Anlage ist: Ein dafür zertifizierter Kontrolleur muss die Anlage vor der Inbetriebnahme abnehmen. Die Argumente, die dafür sprechen – Anlagensicherheit zum Beispiel – leuchten freilich ein. Nur: Kosten und Nutzen stehen nicht in einem gesunden Verhältnis. Das verkompliziert und verteuert den gesamten Prozess.

    Soweit zu Privathaushalten. Bei Gewerbegebäuden mit mehreren Mietparteien kommen weitere Restriktionen hinzu. So viele, dass wir kapituliert haben, als wir das BRACK.CH-Hauptquartier, den Gewerbepark Mägenwil, bei der kürzlich erfolgten Aufstockung mit einem Photovoltaik-Dach versehen wollten. In diesem Gewerbegebäude mit über 20 eingemieteten Firmen, in dem die Büros tagsüber Strom benötigen, wäre so eine Anlage perfekt geeignet gewesen, um den Bedarf gleich vor Ort zu decken. Gut, zwischen-zeitlich lassen sich nun sogenannte Eigenverbrauchsgemeinschaften bilden. Eine auch für Leute mit Ingenieursausbildung hochkomplexe Rechnerei, bei der ich mich frage, ob die Abrechnung und Verwaltung schliesslich nicht teurer wird als der Strom, den wir mit Sonnenstrahlen produzieren. Somit hätte man auch das erfolgreich verhindert …

    Photovoltaik ist ein gutes Bei-spiel dafür, wenn die Technologie schneller voranschreitet als die Regulierung dazu, die auf veralteten Gegebenheiten basiert. Es wird immer wichtiger, sich schneller an neue Bedingungen anzupassen. Die Rentabilität ist inzwischen längst gegeben. Es ist löblich und richtig, dass in unserer Schweiz Förder-beiträge erhält, wer in eine PV-Anlage investiert. Doch wenn man den Einsatz erneuerbarer Energien richtig ernsthaft fördern will, muss man nicht die Fördermittel erhöhen, sondern die Hürden abbauen. Und das wäre einer meiner Wünsche fürs bevorstehende Weihnachtsfest: Dass sich der Staat einen Ruck gibt und die Vorschriften lockert.

    Ich wünsche Ihnen eine besinnliche Adventszeit und frohe Festtage!

    Ihr Roland Brack

    PS: Was halten Sie von Photovoltaik? Diskutieren Sie mit mir online auf rolandbrack.ch.


    ZUR PERSON

    Roland Brack (Jahrgang 1972) ist im Fricktaler Dorf Bözen aufgewachsen. Als Teenager begann Roland Brack, mit Computerbauteilen zu handeln. 1994 gründete er studienbegleitend die Einzelfirma Brack Consulting, die sich zum grössten unabhängigen Online-Fachhändler der Schweiz entwickelte. Brack engagiert sich inner- und ausserhalb der TV-Sen-dung «Die Höhle der Löwen» in der Startup-Förderung sowie im Immobiliengeschäft und hält diverse Verwaltungsratsmandate. Roland Brack liebt Sport und ist leidenschaftlicher Offroad-Rallyefahrer.

    Vorheriger Artikel«Überraschung, Weihnachten findet dieses Jahr wieder statt» – oder wie?
    Nächster ArtikelMitten im Fachkräftemangel