Was heisst es psychosomatisch erkrankt zu sein? Wo bekommt man zuverlässige Hilfe und welche Therapiemöglichkeiten gibt es? Die Antworten darauf lieferte die Klinik Barmelweid kürzlich im Rahmen der Aktionstage Psychische Gesundheit an einer Veranstaltung im Kultur- & Kongresshaus Aarau. Dabei wurden die diversen Therapieformen in der Psychosomatischen Medizin fassbar und erlebbar vermittelt und der Informationstag wurde für die vielen Teilnehmenden zu einem hautnahen Erlebnis für Körper, Geist und Seele.
Viele Menschen sind im Laufe ihres Lebens von einem Leiden betroffen, das sich auf psychischer und körperlicher Ebene abspielt und Körper, Geist und Seele aus dem Gleichgewicht bringt. Diese Krisen können unvermittelt im Alltag über uns hereinbrechen. Sie können sich aber auch über längere Zeit schleichend entwickeln bis zu jenem Punkt, an dem professionelle Hilfe erforderlich ist. Eine gute und renommierte Adresse dafür ist die Klinik Barmelweid. «Wir bieten eine multiprofessionelle und ganzheitliche Betreuung und können so gezielt auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten eingehen. Bei uns lernen die Betroffenen, sich mit Belastungen und Schwierigkeiten auseinanderzusetzen, Stärken zu erkennen und neue Lösungen zu suchen», erklärt Dr. med. Joram Ronel, Chefarzt der Psychosomatischen Medizin und Psychotherapie in der Barmelweid. Psychische Erkrankungen seien häufig, gibt der Chefarzt anlässlich der Veranstaltung im Kultur- & Kongresshaus Aarau zu bedenken. Dabei verwies er auf die zahlreichen Künstler, Wissenschaftler, Schauspieler und anderen Persönlichkeiten der Gesellschaft, die Depressionen oder anderen psychischen Erkrankungen ein prominentes Gesicht geben. «Körper und Geist gehören zusammen. Körperliche Symptome sind auch Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmt», so Ronel. «Doch glücklich, wer Symptome hat», zitierte der Facharzt den deutsch-US-amerikanischer Psychoanalytiker Erich Fromm. Denn dies sei normal und bedeute, «dass wir Gefühle und Empfindungen haben, noch nicht entfremdet und verkümmert sind und eben nicht wie Roboter funktionieren.»
Mit dem Körper kommunizieren
In der Psychosomatischen Medizin und Psychotherapie der Barmelweid werden Menschen mit chronischen Schmerzerkrankungen und somatoformen/funktionellen Störungen, Schlafstörungen, depressiven Störungen, Angststörungen und Phobien, Traumafolgestörungen, Essstörungen, Burnout und Erschöpfung etc. behandelt. Die Therapien dazu sind breitgefächert und individuell auf die Patientinnen und Patienten abgestimmt. Fachpersonen aus Ergo- und Kunsttherapie, Musik- und Bewegungstherapie sowie Ernährungstherapie erläuterten mit viel Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen die unterschiedlichen Spezialgebiete mit den differenzierten therapeutischen Schwerpunkten. Mit einer Imaginationsübung schickte Jörg Schumann, Leiter Ergo- und Kunsttherapie, sein Publikum auf eine Reise zu sich selbst. Jede und jeder konnte dabei die Erfahrung machen, was es heisst, gut verwurzelt zu sein, in die Ruhe zu kommen und innere Bilder zu kreieren. «Mit unserer Kreativität werden psychosomatische Themen zum Ausdruck gebracht und es kann ein Transfer zum Alltag erfolgen», so Schumann. Zusammen mit Katja Ahrens, Teamleitern Physio- und Bewegungstherapie, lernte sich das Publikum über die Atmung selbst kennen. «Es ist wichtig bei psychischen Erkrankungen in Bewegung und damit in Handlung zu kommen und so Blockaden zu lösen, körperliche Defizite zu verstehen und zu verändern, Grenzen wahrzunehmen, Entscheidungen zu fällen und Vertrauen zu sich selbst zu finden», erklärt Ahrens. Mit einem afrikanischen Lied brachte Diandra Russo, Leiterin Musiktherapie, den ganzen Saal in Bewegung. «Mit Singen, Tanzen und Körperwahrnehmungsübungen erreichen wir eine Erweiterung im Fühlen, Denken und Handeln.»
Therapiemöglichkeiten selbst ausprobieren
Hautnah erlebbar gemacht wurde die psychosomatische Medizin an den einzelnen Marktständen: Dort konnten sich die vielen Interessierten nicht nur informieren und mit den einzelnen Expertinnen und Experten ins Gespräch kommen, sondern die einzelnen Therapieformen selber spüren, erfahren, ausprobieren und mit allen Sinnen sich auf sich selbst einlassen, um so zu eruieren, welche Therapien ihnen am meisten zusagen. Ganz Mutige griffen zur Malkreide und brachten ihre Seelenbilder zu Papier. Andere erlebten am Stand der Ernährungstherapie, dass Essen viel mit Gefühl und Wahrnehmung zu tun hat. An verschiedenen Geräten konnte man sein Gleichgewicht testen und so den direkten Bezug zur äusseren und inneren Stabilität herstellen. Eine wichtige Anlaufstelle ist auch die Sozialberatung, da die Rückkehr in die Lebens- und Arbeitswelt ein zentrales Ziel des stationären Aufenthalts ist.
Corinne Remund
Klinik Barmelweid
Die Barmelweid liegt in einer einzigartigen Umgebung auf der Salhöhe oberhalb von Aarau. Sie ist die führende Spezial- und Rehabilitationsklinik mit einem fächerübergreifenden Angebot und führt neben dem Standort Barmelweid auch Ambulatorien in Aarau und Brugg. Interdisziplinäres Arbeiten hat Tradition auf der Barmelweid und wird von den Mitarbeitenden mit Überzeugung gelebt – ganz im Dienst der Patientinnen und Patienten. Erstklassig ausgebildete Ärztinnen und Ärzte betreuen die Patientinnen und Patienten, und das Pflegepersonal umsorgt sie mit Anteilnahme und Respekt. Daneben unterstützen verschiedene Therapieformen und Beratungsangebote die Gesundung. Für die stationäre Psychosomatische Medizin und Psychotherapie stehen 110 Betten zur Verfügung.
5-Sterne-Auszeichnung
Im letzten Herbst bestand die Barmelweid erfolgreich die Rezertifizierung ihres Qualitätsmanagementsystem. Die Klink erhielt von der « European Foundation for Quality Management» (EFQM) die 5-Sterne-Auszeichnung. Damit erreicht die Barmelweid als erste Klinik in der Nordwestschweiz diese Stufe.
CR