Die Stimme der KMU und der Wirtschaft
Die Bundesratswahlen werden wieder einmal zu einem unwürdigen Zirkus degradiert. Treiber dieser Zersetzung sind die etablierten Medien. Lüstern machen sie die Wahl in die Landesregierung zu einer personenbezogenen Freakshow.
Werden die bisherigen wiedergewählt? Welche «Geheimpläne» werden geschmiedet, um den einen oder die andere auszubooten? Können die Grünen einen Bundesrat stellen? Was wird aus dem zweiten Sitz der Mitte? Welche «wilde» Kandidaten werden aufgestellt? Das sind alles Fragen, die man in den Zeitungen landauf und -ab lesen konnte.
Man merke: Diese Fragen haben keinen Inhalt. Es geht nicht um die Schweiz. Es geht nicht um die Regierung. Es geht nicht einmal um die Fähigkeit der einzelnen Kandidaten. Die Medien veranstalteten nichts anderes als ein Zirkus um Personen. Inhaltsleer und sensationsgeil rennen Medien Personalgerüchten nach. Zur Not setzten sie eigene Gerüchte in die Welt.
Die diesjährige Bundesratswahlen sind kein Anlass zur politischen Debatte. Stattdessen werfen sie ein grelles Licht auf die unredliche Rolle der Medien. In einem Klima, das von ungebremster Sensationslust und einem Wettlauf um die neuesten Schlagzeilen geprägt ist, scheinen Medien vergessen zu haben, dass ihre primäre Aufgabe darin besteht, die Öffentlichkeit objektiv zu informieren.
Die gegenwärtige Medienlandschaft ist durchzogen von fragwürdigen Praktiken, die den demokratischen Diskurs beeinträchtigen. Anstatt den Bürgern eine faktengetreue Analyse der politischen Landschaft zu bieten, verstricken sich die Medien oft in einem undurchsichtigen Netz aus Gerüchten und Lügen.
Diese Entwicklung trägt dazu bei, dass die politische Diskussion von substanzlosen persönlichen Spekulationen dominiert wird, anstatt von einer fundierten Auseinandersetzung mit den tatsächlichen Herausforderungen, vor denen die Schweiz steht.
Zum Beispiel wird keine Sekunde nachgefragt, was der Bundesrat gegen die Löcher in der Staatskasse machen will. Ob die einzelnen Leute, welche gewählt werden sollen, Vorstellungen zur Migration und zum Asylwesen haben, konnte man nicht aus den Medien entnehmen. Wie soll es weiter mit der EU gehen? Was machen wir in der Mobilitätspolitik?
Das Schweigen der Medien zu diesen Fragen überrascht nicht. Um diese Fragen stellen zu können, muss man von Sensationsgeilheit abkehren. Vor allem muss man sich mit Sachthemen auseinandersetzen. Das tut sich kein Journalist mehr an.
Es ist an der Zeit, dass Medienhäuser ihre Verantwortung gegenüber der Gesellschaft erkennen und ihre ethischen Standards neu überdenken. Die Sensationsgier und der Wettbewerb um Auflagezahlen dürfen nicht auf Kosten der Wahrheit gehen. Journalisten sollten sich bewusst machen, dass ihre Arbeit direkte Auswirkungen auf die demokratischen Prozesse hat und dass sie die Verpflichtung haben, die Öffentlichkeit mit genauen und relevanten Informationen zu versorgen.
Doch zum Glück schwindet ihre Bedeutung. Denn die Bürger der Schweiz konsumieren immer weniger etablierte Medien. Die Medienhäuser in Zürich produzieren mitlerweile «Schülerzeitungen». Das fällt den Bürgern auf. Jene im Aargau waren nie wirklich überzeugend. Sie eignen sich für Sport und Cervalatprominenz. Auch das fällt auf.
Während die etablierten Medien immer unbedeutender werden, können sich echte unabhängige Medien, auch soziale Medien, entwickeln. Ihre Berichterstattung ist oft Faktentreuer. Ihre Meinungen sind klar als solche deklariert und kommen nicht als News transvestiert daher.
Also ist der unwürdige Zirkus, den die etablierten Medien um die Bundesratswahlen veranstalten eine Selbstbeschäftigung. Man kann auch sagen: reine Selbstbefriedigung. Und damit werden die etablierten Schweizer Medien zu unfreiwilligen Darstellern einer selbst veranstalteten Pornographie und stellen sich so selbst in die Schmuddelecke.
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Zur Person:
Henrique Schneider ist Verleger der «Umwelt Zeitung». Der ausgebildete Ökonom befasst sich mit Umwelt und Energie aber auch mit Wirtschafts- und internationaler Politik.